Trauerzeit - Waisenhilfe Berlin e.V.

TrauerZeit

Waisenhilfe Berlin e.V.
 

Halb- und Vollwaisen - Kinder und Jugendliche ohne Lobby

Wenn Kinder, Jugendliche und junge Familien vorzeitig und ohne Vorbereitung den Tod eines Familienmitglieds oder einer wichtigen Bezugsperson erleben, gelangen diese plötzlich in eine Lebenskrise, auf die kaum jemand vorbereitet ist. Auf der Suche nach Hilfe und Begleitung stoßen diese jungen Menschen auf Sprach- und Hilflosigkeit, denn Tod und erst recht vorzeitiger und früher Tod ist ein Tabuthema in unserer Gesellschaft.

Dieses Tabu zieht sich wie ein roter Faden durch alle Berufsfelder, die in allen sonstigen Lebenskrisen auch mit Kindern, Jugendlichen und jungen Familien arbeiten. Warum? Trauerprozessbegleitung und Verlustbewältigung bei traumatischen Verlusten ist nicht Bestandteil des Studiums von Psychotherapeuten, Sozial-/Pädagogen und Erziehern - und auch berufsbegleitend sind Angebote kaum zu finden.

Anders als bei Beratung für Familien bei Trennung und Scheidung gibt es bei Trennung für immer - durch Tod - keinerlei zielgerichtete Hilfen in staatlichen oder kirchlichen Einrichtungen, leider auch keine klar definierten gesetzlichen Grundlagen für die Beratung von trauernden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

So erleben junge Menschen nach traumatischen Schicksalsschlägen in Deutschland bis heute Ohnmacht und gesamtgesellschaftliches Wegschauen sowie Unsicherheit bei denen, die eigentlich sonst mit Kindern und Jugendlichen in Lebenskrisen arbeiten. Wie gut, wenn es dann engagierte und sensible Menschen im Umfeld gibt, die mit gesundem Menschenverstand und angstfreiem Umgang wenigstens in der Schule oder im Freundeskreis zur Stelle sind. Die Mehrzahl junger Trauernder aber wird allein gelassen in einer Lebenskrise, die ohne Wegbegleitung eigentlich nicht verantwortbar und akzeptabel ist.

Aber es betrifft doch nur eine Minderheit? Absolut nicht…In Berlin und Brandenburg allein gibt es über 20.000 Halb- und Vollwaisen im Kindes- und Jugendalter. Dass ein Teil der Betroffenen hilfebedürftig ist in dieser Lebenskrise, versteht sich von selbst.

Unser Zentrum für trauernde Kinder und Familien in Berlin ist eine der wenigen Anlaufstellen in Deutschland, die auf die Begleitung von trauernden Kindern, Jugendlichen und Familien spezialisiert sind.
95 % unserer Betroffenen sind Kinder und Jugendliche, bei denen ein Elternteil verstorben ist.

TrauerZeit wird seit 2005 nicht nur von vielen Betroffenen sondern auch von hilflosen Mitarbeitern in Einrichtungen um Rat und Weiterbetreuung angefragt. Betroffene von Kliniken, Hospizdiensten, Familienberatungsstellen, dem Berliner Krisendienst, Schulen und Kitas, Schul- und Sozialpsychologischen Diensten sowie Jugendämtern und niedergelassenen Ärzten oder Therapeuten werden an TrauerZeit verwiesen.

TrauerZeit jedoch erhält seit Aufnahme der Arbeit 2005 keinen Cent von öffentlicher Hand und muss sämtliche Angebote aus Spenden finanzieren sowie Anträge bei Stiftungen mit viel Aufwand und ungewissem Ausgang beantragen. Dass Berlin kein Geld hätte – das können und wollen wir angesichts der dramatischen Schicksalsschläge und deren Auswirkungen auf junge Menschen nicht mehr hören.

Wir wünschen uns endlich auch offene Ohren und Unterstützung von staatlicher Seite sowie gesellschaftliche Verantwortung für unverschuldet in seelische Not geratene junge Menschen. Dass eine so stark frequentierte Einrichtung seit vielen Jahren die gesamte Arbeit nur mit Spenden finanzieren muss, ist ein Armutszeugnis für unser so hoch gelobtes Sozialsystem…